Gleisstopf- und -richtmaschine G 800





    1989 lieferte das Forschungs- und Entwicklungswerk in Blankenburg/Harz drei Gleisstopf- und -richtmaschinen an Gleisbaubetriebe in der DDR aus. Eine Besonderheit dieser Maschinen war, dass sie ohne Lizenznahme ausschließlich aus Bauteilen aus DDR-Produktion gefertigt wurden. Neben den vorhandenen Hochleistungsmaschinenkomplexen war dieser Maschinentyp hauptsächlich für Stopfarbeiten bei kleineren und mittleren Bauvorhaben sowie auf Industrie- und Anschlussbahnen vorgesehen.

Die zweiachsige Maschine hat einen gekröpften Rahmen und normale Zug- und Stoßeinrichtungen. Beide Achsen sind über insgesamt vier Fahrmotoren hydrostatisch angetrieben, wobei an den Achsgetrieben zwei Übersetzungsstufen (Arbeitsfahrt und Streckenfahrt) vorhanden sind. Darüber hinaus kann für Beförderungen im Zugverband das Achsgetriebe ausgekuppelt werden. Sowohl im Zugverband als auch bei Eigenfahrt ist eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h zulässig. Der Gesamtantrieb der Maschine wird durch eine 8-Zylinder-Dieselmotor mit 190 kW bei 2.200 U/min. gewährleistet.

Die Maschine ist mit zwei Stopfaggregaten ausgerüstet, die asynchron arbeiten und eine maximale Stopftiefe von 500 mm erreichen. Die Höhenposition der Stopfaggregate wird elektrisch erfasst und sowohl in der Kabine 1 angezeigt als auch für die elektronische Prozesssteuerung verarbeitet.

Das Hebe- und Richtaggregat bildet eine bauliche Einheit und ist mittels Kugelgelenk beweglich (aber nicht längsverschiebbar) am Rahmen gelagert. Das Gleis kann über vier Heberollen und vier hydraulische Zylinder angehoben werden. Das Richten des Gleises erfolgt ebenfalls über einen hydraulischen Zylinder und wird über Richtkufen und Richtrollen auf das Gleis übertragen.

An den Stirnseiten der Maschine sind Kabinen vorhanden, wobei in der Kabine 1 (in Arbeitsrichtung hinten) der Platz des Maschinisten sowie ein Fahrerplatz vorhanden sind. In der Kabine 2 befindet sich der Platz des Messwerteingebers sowie ein Fahrerplatz. In beiden Kabinen ist ein zusätzlicher Sitz für Lotsen vorgesehen. Beide Kabinen sind lärmgedämmt, staubdicht verschlossen, beheizbar und mit dem Maschinenrahmen schwingungsdämmend verbunden. Die zwischen den Kabinen liegenden Baugruppen sind durch ein Dach geschützt.

Mit Hilfe der installierten Beleuchtungseinrichtung ist auch ein Arbeiten bei Nacht möglich. Ebenso ist sowohl das Arbeiten als auch der Zugang zur Hydraulikanlage unter eingeschalteter Fahrleitung möglich. Die elektronische Steuerung umfasst die Steuerung der Stopfaggregate, des Nivelliersystems, des Richtsystems, des hydrostatischen Fahrantriebs und die Funkfernsteuerung.

Für die Bedienung der Maschine sind drei Betriebsarten vorgesehen:
1. Test
Alle Bewegungen der Stopf- und Hebe-/Richtaggregate können manuell betätigt werden

2. Automatik 1
Die Bedienung erfolgt durch den Maschinisten über zwei Pedale. Mit Pedal A werden die Hebe-, Richt- und Stopfvorgänge ausgeführt und zwar so lange wie das Pedal betätigt wird. Beim Loslassen des Pedals fahren die Stopfpickel in die obere Stellung und das Hebe-/Richtaggregat wird freigeschaltet. In dieser Stellung ist die Maschine bereit zur Weiterfahrt. Die Weiterfahrt wird mit Pedal B ausgelöst.

3. Automatik 2
In dieser Betriebsart ist nur das Pedal A zu betätigen, das die gleichen Prozesse wie in der Betriebsart Automatik 1 auslöst. Im Gegensatz dazu wird der Arbeitszyklus aber so oft ausgeführt, wie durch einen Vorwahlschalter vorgewählt wurde. Nach Ablauf des Stopfprozesses fährt die Maschine weiter, und zwar so lange, wie das Pedal A betätigt wird.

Die Maschine ist grundsätzlich für eine Zweimann-Bedienung vorgesehen. In bestimmten Fällen kann jedoch der Einsatz eines dritten Maschinisten erforderlich werden.


Quelle:
Rohrbach - Gleisstopf- und -richtmaschine G 800 (in: Signal und Technik 6/1989)
 

Update
01.01.2013



    Nachfolgend einige Bilder der Gleisstopf- und -richtmaschine G 800, die ich am 03.10.2012 in Blankenburg (Harz) vorfand. Es handelt sich um die Gleisstopfmaschine G 800/1 (GSM 381). Eine UIC-Nummer war nicht zu entdecken, allerdings hatte ich von der Straße aus auch nur einen eingeschränkten Blickwinkel auf die Maschine. Anders als beispielsweise bei der DB trugen die Gleisbaumaschinen der DR ebenfalls eine UIC-Nummer für Bahndienstfahrzeuge. Daher lautete die Nummer vermutlich 30 50 979 3xxx-x. Leider reagierte das FEW nicht auf meine Anfrage, aber dank Heinz Kopp fand ich zumindest den oben genannten Artikel, der schon eine Menge Fragezeichen beseitigte.

 
   
Stirnansicht der Kabine 2
 

Update
01.01.2013

   
Seitenansicht der Kabine 2
 

Update
01.01.2013

   
Noch erkennbare Anschriften an der Kabine 2
Die 381 scheint nachträglich angebracht worden zu sein, es ist daher wahrscheinlich, dass die Maschine vorher zu einer anderen Reichsbahndirektion gehörte.
 

Update
01.01.2013

   
Seitenansicht der Maschine
Zu erkennen ist gerade noch so die Kröpfung des Rahmens
 

Update
01.01.2013

   
Stirnansicht der Kabine 1
 

Update
01.01.2013






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