Operation Puppenmuseum ...


... oder: Vom Hilfsgerätewagen zum "Puppenwagen"





   
Entwurf: Frau Gudrun Gerlach, DB Netze Maschinenpool


Neben einer großen Zahl an Einheitshilfsgerätewagen der Bauart 388 beschaffte die Deutsche Bundesbahn seinerzeit auch zwei Hilfsgerätewagen für die spezifischen Anforderungen der Hamburger S-Bahn. Allen gemeinsam ist die Konstruktion aus zwei zusammengesetzten Wagenkästen von Behelfspersonenwagen der Gattung MCi-43. Äußerlich unterscheiden sich die beiden Wagen für die Hamburger S-Bahn lediglich durch die abweichende Dachform von den normalen Einheitshilfsgerätewagen. Um dem kleineren Profil auf den Tunnelstrecken der Hamburger S-Bahn zu entsprechen, haben diese beiden Wagen eine flachere Dachform erhalten. Es handelt sich um die beiden Wagen 60 80 99-11 121-3, dem die Bauartnummer 389 zugeordnet wurde, und dem 60 80 99-11 163-5, der die Bauartnummer 387 erhalten hat. Nachdem die beiden Wagen in Hamburg nicht mehr benötigt wurden, sind sie abgestellt und zusammen mit anderen Wagen nach Mukran (Rügen) überführt worden, wo sie für einen längeren Zeitraum hinterstellt waren. Im Jahr 2011 wurden sie zusammen mit weiteren Wagen aus Wittenberge nach Berlin-Grunewald überführt, wo sich seit 2010 eine neue Werkstatt von DB Netz befindet. Auch hier waren die beiden Wagen zunächst längere Zeit abgestellt. Erst im Sommer 2012 ergab sich für den 60 80 99-11 163-5 kurzfristig die Möglichkeit einer weiteren Verwendung.

In der Nähe von Halberstadt befindet sich in Nienhagen das Puppenmuseum von Simone Schuldt. Frau Schuldt hat von der DB AG ein altes Bahngebäude erworben und zusammen mit ihrer Familie in liebevoller Arbeit ein Puppenmuseum aufgebaut, dass 2010 eröffnet wurde, auch überregional Bekanntheit erlangt hat und keineswegs nur für "Mädchen" sehenswert ist. Hier werden beispielsweise auch Bastelstunden für Kindergeburtstage, Schulklassen und sogar für Erwachsene angeboten und das Museum nimmt auch an externen Ausstellungen und Messen teil. Da das Museum mittlerweile Platzprobleme hat kam man auf die Idee, auf dem großen Grundstück einen Eisenbahnwagen aufzustellen. In diesen sollte das Cafe des Museums sowie weitere Ausstellungsflächen gebaut werden. Kurzerhand wurde über Umwege Kontakt zur Werkstatt in Grunewald aufgenommen und nach einer Besichtigung der Kauf des 60 80 99-11 163-5 in die Wege geleitet. Die Wahl fiel auf diesen Wagen, da dieser über ein Stahldach verfügt und somit weniger anfällig ist als Wagen mit einer herkömmlichen Dachkonstruktion aus Holzspriegeln und -verschalung, die mit Gewebeplanen bzw. PVC abgedeckt wurden.

Anlässlich eines spontanen Besuchs des Puppenmuseums am 06.10.2012 konnte ich bereits die Aufstellfläche des Wagens im hinteren Teil des Grundstücks besichtigen. Zwei Gleisstücke für die beiden Drehgestelle lagen bereits an Ort und Stelle; der Wagen konnte also kommen.



Nachdem die Lauffähigkeit des Wagens hergestellt war und alle organisatorischen und logistischen Fragen geklärt waren, erfolgte die Überführung von Berlin-Grunewald am Abend des 30.11.2012 mit 80 km/h zunächst an Nienhagen vorbei nach Halberstadt.


Halberstadt, 01.12.2012 (ca. 01:15 Uhr)

Gegen 2:00 Uhr rollte die Fuhre als Bauzug mit 20 km/h von Halberstadt nach Nienhagen, wo bereits zwei fertig aufgerüstete Autokräne der Firma Schäfer Kran- und Transportlogistik GmbH & Co. KG, Halberstadt einsatzbereit auf die Ankunft der Fuhre warteten. In einer sehr kurzen Sperrpause wurde der Wagen auf das direkt neben der Strecke liegende Grundstück umgesetzt. Diese spektakuläre Aktion erfolgte unter großer Beteiligung der Nienhagener Bevölkerung und stieß auch auf das Interesse der Medien. So war ein Team des Regionalfernsehen Harz (RFH) vor Ort, um dieses nicht alltägliche Vorhaben zu begleiten. Bereits im Vorfeld berichteten die Volksstimme, die Mitteldeutsche Zeitung, Radio Brocken sowie der Mitteldeutsche Rundfunk über dieses Vorhaben.










Nienhagen, 01.12.2012 (ca. 02:45 Uhr bis ca. 03:40 Uhr)

Dank des Engagements und des guten Zusammenspiels aller beteiligten Akteure steht mit der Umsetzung des Wagens einer Erweiterung des Nienhagener Puppenmuseums nichts mehr im Wege.


Nienhagen, 01.12.2012 (09:30 Uhr)

Persönlich bedanken möchte ich mich insbesondere bei der Besitzerin des Puppenmuseums Frau Schuldt und Herrn Bittner, Werkstattleiter DB Netz Berlin-Grunewald, die mir freundlicherweise die Begleitung dieses Vorhabens ermöglichten.
 

Update
01.12.2012



    Neues aus dem Puppenmuseum (April 2013)

Der Ausbau des ehemaligen Hamburger Hilfsgerätewagens geht zügig voran. Es wurden zunächst die alten Rolltore aus- und an diesen Stellen Fenster und Türen eingebaut. Von außen ist der Wagen bereits an einigen Stellen ergrünt und auch der Innenausbau schreitet voran, damit der Wagen im August 2013 zum dreijährigen Jubiläum des Nienhagener Puppenmuseums den Besuchern präsentiert werden kann.



Vielen Dank an Familie Schuldt für die Besichtigungsmöglichkeit des Wagens.
 

Update
13.04.2013



    Neues aus dem Puppenmuseum (August 2013)

Er ist fertig! Am 24.08.2013 wurde der fertige "Puppenwagen" des Nienhagener Puppenmuseums in einer Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt.



Der Wagen ist innen gemütlich als Cafe mit Tischen und Stühlen bzw. Sitzbänken eingerichtet und beherbergt außerdem in zahlreichen Vitrinen eine Ausstellung über Puppen aus der DDR. Ein Wiedersehen gibt es hier auch mit dem Berliner Bären, dem Sandmann sowie Pittiplatsch, Schnatterinchen, Herrn Fuchs und Frau Elster.



Beim Rundgang um den Wagen fiel mir erstmals ein Schild mit der Ursprungsnummer eines der MCi-Spenderwagen auf: vermutlich 302 019



Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Familie Schuldt für die Einladung zur Einweihung des Wagens und wünsche ihm noch ein langes Leben in der neuen Verwendung.
 

Update
24.08.2013






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