Die Katastrophenzüge der DR


  In den fünfziger Jahren begann die Deutsche Reichsbahn mit der Aufstellung der Katastrophenzüge. Zunächst wurde auf Altbauwagen zurückgegriffen und erst in den siebziger Jahren wurde der Wagenpark modernisiert. Die Züge wurden an markanten Punkten aufgestellt. Aufgrund der politischen Lage im damaligen Europa waren dabei auch, wenn nicht sogar überwiegend, militärische Aspekte zu berücksichtigen.

Insgesamt wurden 14 K-Züge (davon K 11 bis K 14 erst später) aufgestellt, die wie nachfolgend dargestellt in der gesamten DDR verteilt waren.

    K1   - Seddin
    K2   - Seddin
    K3   - Frankfurt (Oder)
    K4   - Angermünde
    K5   - Pasewalk
    K6   - Löbau
    K7   - Halle
    K8   - Radebeul
    K9   - Leipzig
    K10 - Cottbus
    K11 - Schönermark (nach anderen Quellen Berlin-Rummelsburg)
    K12 - Falkenberg
    K13 - Karl-Marx-Stadt (nach anderen Quellen Neubrandenburg)
    K14 - Jerichow

Zum K 13 ist anzumerken, dass dieser vermutlich nie in Neubrandenburg angekommen ist. Es gibt Vermutungen, dass dieser Zug in Karl-Marx-Stadt stand. Dafür sprechen auch die Wagennummern des Zuges, die allesamt der Rbd Dresden zuzuordnen waren. Ebenso verhielt es sich vermutlich auch mit dem K 11, der nach anderen Quellen in Schönermark (Rbd Greifswald) beheimatet war, wofür die Wagennummern 67 50 99-xx 56x-x des K 11 sprechen.

Neben diesen kompletten Zugeinheiten gab es aber noch eine Reihe von Einzelwagen, die keinem bestimmten Zug zugeordnet waren, aber wohl überwiegend den sowjetischen Truppen zur Verfügung standen.

Eine Identifizierung als K-Zug-Wagen konnte äußerlich nur anhand der Wagennummer erfolgen. Entgegen sonstiger Gewohnheiten bei den Bahndienstwagen war der Verwendungszweck der Wagen (wahrscheinlich aus Geheimhaltungsgründen) nicht angeschrieben. Der Verwendungszweck war jedoch in der Wagennummer und hier in der 7./8. Ziffer in Verbindung mit der 10. Ziffer verschlüsselt:

    32 - Küchenwagen
    42 - Bettenwagen (auf Basis Bmh)
    44 - Bettenwagen, anfangs auch OP-Wagen (Altbauwagen und auf Basis Bghw)
    46 - Operationswagen (nach der Neuordnung der Nummernsystematik)
    48 - Funktionswagen
    58 - Sonderwagen
    64 - Maschinenwagen

Die 10. Ziffer war bei nahezu allen K-Zug-Wagen eine "6" (Ausnahme: Die Funktionswagen N1 und N2 mit der "58" als 7./8. Ziffer)

Weiterhin konnte man anhand der 9. Ziffer erkennen, welcher Reichsbahndirektion der Wagen zugeordnet war. Diese waren

    1  Rbd Berlin
    2  Rbd Cottbus
    3  Rbd Dresden
    4  Rbd Erfurt
    5  Rbd Greifswald
    6  Rbd Halle
    7  Rbd Magdeburg
    8  Rbd Schwerin

Aus einer Wagennummer z.B.,
67 50 99-64 661-3

konnte man die folgenden Informationen herausfiltern:

    67 - Austauschmerkmal
    50 - Einstellende Bahnverwaltung (hier: DR)
    99 - Bahndienstwagen
    64 - Maschinenwagen
    6   - Rbd Halle
    6   - K-Zug-Wagen
    1   - lfd. Nummerierung
    3   - EDV-Kontrollziffer

Es muss allerdings gesagt werden, dass die nummernmäßige Nachverfolgung einzelner K-Zug-Wagen, das gilt insbesondere für die Bettenwagen, durch den Tausch von Wagen, die Neuordnung der Nummerierung der Züge, die Auflösung bzw. Aufteilung von Reichsbahndirektionen und bedingt durch die schlechte Informationslage über die K-Züge im Allgemeinen sehr schwierig ist.

Für die Wagen der K-Züge sind nach dem Zusammenschluss von DR und DB zumindest buchmäßig noch Bahndienstwagen-Bauartnummern vergeben worden. Mir ist jedoch kein Fall bekannt, dass diese Bauartnummer auch an den Wagen angeschrieben war. Sollte jemand andere Hinweise haben, wäre ich für eine Mitteilung dankbar.

    350 - Küchenwagen für Katastrophenzug
    351 - Maschinenwagen für Katastrophenzug
    352 - Operationswagen für Katastrophenzug
    353 - Krankenwagen für Katastrophenzug (= Bettenwagen)
    354 - Krankenwagen für Katastrophenzug (= Bettenwagen)

Glücklicherweise sind nach der Abstellung der K-Züge einige Wagen erhalten geblieben und geben somit weiterhin Zeugnis ab von einem interessanten Kapitel der Deutschen Reichsbahn und, wenn man den militärisch-politischen Aspekt dieser Züge betont, auch der deutsch-deutschen Geschichte.
Nach Mitteilung des ungarischen Eisenbahnfreundes György Czeh sollen in zwei Lieferungen 30 Wagen an die MAV abgegeben worden sein. Dies waren in der ersten Lieferung die komplett ausgestatteten K5, K7 und K8, die der Unterbringung von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien dienten. In der zweiten Lieferung sind dann sogar Funktionswagen an die MAV abgegeben worden.
Liste der mir bekannten K-Zug-Wagen

Für weitergehende Informationen wird die Publikation des DIE-Archivs über die Katastrophenzüge empfohlen. Nach einer einleitenden Einführung in die Thematik werden die neueren Wagentypen ausführlich mit ihren technischen Merkmalen und ihren speziellen Inneneinrichtungen beschrieben. Abgerundet wird das Thema mit Hinweisen auf erhaltene Wagen der K-Züge und Einsatzbesonderheiten.

Sehr umfangreiche Ausführungen über die Katastrophenzüge der DR gibt es auf der Homepage von Burkhardt Köhler. Von der historischen Entwicklung über den Fahrzeugpark und die Einsätze bis hin zur Umsetzung dieses interessanten Themas im Modell gibt es dort jede Menge zum Nachlesen.

Ganz herzlich bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Gerhard A. Schmitt und Frieder Bauch, die mir ihre umfangreichen Aufzeichnungen zum Thema Katastrophenzüge, aus denen für mich viele neue Details hervorgingen, zur Verfügung stellten.
 
 




Quelle:
- DIE-Archiv: Die Bahndienstwagen bei der Deutschen Reichsbahn - Katastrophenzug
- Aufzeichnungen von Gerhard A. Schmitt
- Aufzeichnungen von Frieder Bauch
- Eigene Beobachtungen und Recherchen



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